Donnerstag, 26. März 2015
Pétanque – eisenschwer, diese besondere, haptische Welt




Sehr viele bodenständige und meistens ernsthafte Deutsche lernen Pétanque als ein Kinderspiel kennen. Mit Eisenkugeln aus einem Spielzeugladen, definiert als „Familienspiel“. Kleinkinder – aber auch, sorry, besser nicht: spielende Hunde - halten die verchromten, runden Dinger mit einem Radius von ca. 4 cm für „komische“ Bälle, weil ihre Erfahrungswelt ihnen suggeriert, das ist rund, das glänzt, danach greifst du mit der Hand, wie nach einem Ball aus Gummi oder Plastik. Und bekommen einen Schock, wie alle jene Menschen, die, auch als Kinder, Steine aus Kalk bewegten und irgendwann einen dunklen Basaltstein in der Hand hielten, dessen hohe Materialdichte die haptische Welt erschütterte:

Es ist nicht alles so, wie es unserem vermutenden Hirn erscheint, wenn wir nicht für Alles schon Berührungs- und Hebe- Erfahrungen auf unserer Erde gespeichert haben.

Im Süden Frankreichs beheimatet, ist Pétanque, ein regelrechtes, süchtig machendes, „Kugelspiel“, das meistens nur Eingeweihte wirklich bis ins Detail kennen. Wein gehört nicht dazu. Es besteht aus edelstählernen Sportgeräten, je Kugel zwischen 650 – 800 g . Die sind zum Kullern, Rollen, Werfen und Stoßen aktiv aber auch passiv da. Ganz wichtig: Es geht nicht, wie beim „Kugelstoßen“ aus der Leichtathletik, um die weiteste Strecke, sondern um eine definierte Entfernung: An Hindernissen vorbei, diese per Karambolage ausräumend oder stützend wie beim Billard, andere Kugeln als Bande zu nutzen, Fallen zu konstruieren oder auch, strategisch, die 3 cm – Holzkugel, das Ziel, einmal kurzerhand und revolutionär anderenorts zu platzieren oder gar ins Aus zu befördern. Zum Vorteil für die Mannschaft, die noch Kugeln hat.

Pétanque ist ein mehrdimensionales Spiel, welches sich für den gewöhnlichen Spieler und für jeden Zuschauer erst erschließt, wenn er sich dem Geheimnis über Studien genähert hat. Denn, und das war zu erläutern: „Boule“ können auch Kleinkinder spielen, wenn ihre Füße in sicheren Schuhen stecken. Aber, kleine Kinder können bekanntlich auch mit Schachfiguren spielen, wenn sie diese nicht verschlucken…Die Strategie fehlt jedoch.

Also: Es lohnt sich, in die stählerne Welt des Pétanque einzusteigen. Intellektuell – strategisch und haptisch in der freien Natur. Sie werden sich über die Unberechenbarkeiten zunächst wundern. Und dann die neuen Reize erkennen. Von Mal zu Mal…

Man begegnet sich im Frühling. Wo?
Na hier:
http://bouleplaetze.de

Prüfen Sie mal...

© Karl Wilhelm Goebel

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