Mittwoch, 17. Juni 2015
Auch Altenteiler sollen Gewerbegebiet verlassen
Die Region Hannover kämpft im Vollzug des Ratswillens für Freiräume von nichtstörenden Gewerbebetrieben im faktisch gemischten Gebiet II.Es ist zwar Anachronismus pur, aber die Region Hannover eröffnet mit Diensteifer eine nichtsnutzige Bürokratiejagd u.a. auf alte Leute, auf Ruheständler im Gewerbegebiet II. In der Welt der Bauern hießen sie: Altenteiler. Die sollen gefälligst „weg“.

Der Rat der Stadt Burgwedel unter der Führung des SPD-Bürgermeisters Düker lehnte bekanntlich brutal u. a. den Antrag auf Wohnnutzung von seit mehr als 30 Jahren tätigen, früheren, Gewerbetreibenden ab. Jetzt hat die bürokratische Einrichtung damit begonnen, als Aufseher über die Beschlüsse der Kommune für die Einhaltung der 1962 von Bürgermeister Carsten Hoppenstedt und Gemeindedirektor Schönhoff unterschriebenen Dokumente Schreiben drohenden Inhalts zu versenden. Die Region will mit dem „Eisernen Besen“ die aus alten Zeiten stammende Baunutzungsverordnung (BauNVO) im formellen Gewerbegebiet II, wie schon früher angekündigt, mit Härte durchsetzen. Die Beteuerungen des Regionspräsidenten Jagau lösten sich als typischer Politikersprech in Luft auf. Wer aber heute den immer humanen Carsten Hoppenstedt einmal fragen würde, der sagte sicherlich, so haben wir das damals nicht gewollt..

Gewerbegebiete in Deutschland sind heutzutage größtenteils nach der Industrie - Verlagerung in den asiatischen Raum und dem Ende des Industriezeitalters ein Anachronismus. Und wenn wie hier, nach § 8 der BauNVO ohnehin nur „nicht …störende Gewerbe“ angesiedelt werden durften, dann stellt sich die Frage, wenn anderenorts „Lofts“ in Industrieruinen als besonders schick eingestuft werden, weshalb das Wohnen in einem kaum einen Hektar großen Gebiet im äußersten Nordwesten bisher nicht zugelassen werden konnte.

Der Bauausschuss hatte juristische Macht, zuzustimmen oder abzulehnen. Er hat aber, beinahe wie zuvor abgesprochen, auf Humanität verzichtet und (2015!) Gewerbe gefordert, wo in Roboter- und Computerzeiten keines anzusiedeln sein wird. Das erleben die verkaufswilligen, ehemaligen, Gewerbetreibenden jeden Tag erneut, wenn sie versuchen, ihre Immobilien, selbst für wenig Geld, zu verkaufen. Da droht ein Gebiet mit Schrottimmobilien aus intakten, gepflegten Häusern zu entstehen, wenn für diese Einfamilienhäuser das Wohnen plötzlich untersagt werden soll. Die Gerichte werden viel zu tun bekommen.

Ist doch klar: Wer will schon etwas kaufen, wozu die Kommune und die Region mit dem Machtwort von Nutzungseinschränkungen „regieren“. Seit 1962 sind, hier für den Stadtrat vorgerechnet: 53 (!) Jahre vergangen. In diesen Jahrzehnten hat sich die Welt zumindest außerhalb von Burgwedel strukturell verändert. Außerdem: Die BAB 2 bekam vom Staat eine 5 m hohe, massivste Lärmvernichtungswand. Fahren Sie mal vor Rossmann in den Feldweg nach Norden und hören sie sich den Höllenlärm auf der Westseite an…Da würde erst gar kein Sachverständiger bemüht werden müssen, um zu sagen, da ist es unerträglich laut. Dort sagen sich nicht einmal mehr die Hasen „gute Nacht“; weil sie da nicht überleben können. Und in jenem Raum soll ein Krankenhaus geplant werden?

Verkehrte Welt. Oder nur Provinzposse?

© Karl Wilhelm Goebel

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