Montag, 27. Februar 2017
Brexit – und was man über die Insulaner wissen muss
Das Britenvolk hat vor einiger Zeit gegen die EU gestimmt. Sie wollen, wie es schon immer war, wieder unter sich sein. In ihrer Klassengesellschaft, mit ihrem Ober- und Unterhaus, das so heißt, was und wie es ist: Für die „Oberen“ und für die „Unteren“ und nicht so wie in Brüssel, wo entgegen jedem Gentlemen-Verständnis ein Gemischthaufen versucht, die eigene und die fremde Welt zu verstehen.

Unsere Presse beschäftigt sich vor dem sozialen und soziologischen Hintergrund von „German Angst“ u. a. mit der Frage, ob wir Deutschen vielleicht nicht vornehm genug seien, um mit den Briten an einem grünen Tisch zu sitzen, obwohl wir English fast so gut sprechen wie ein Oxford-Absolvent, Hannover bereits 1714 (und auch später wieder) mit einer Königslieferung an die Inselbewohner vornehme Pflichten erfüllte, wir uns mit Made in Germany unterwürfig abgrenzten und die Zuneigung für das Königshaus durch deutschwurzelnde Adelige zu beweisen wussten. Ja, sogar unser Hamburger Rundfunk- und Fernsehsender stellte, inzwischen in Rente, einen verdienten Journalisten zur Hofberichterstattung ab.

Auf der Suche nach Verständnis für und über Briten fand ich Wahrheiten bei dem 1811 geborenem William Makepeace (der heißt wirklich so!) Thackeray in seinem 1848 geschriebenen Buch über eine Unterart britischer Gentlemen, den Snobs. Ein kurzes Zitat aus dem Werk mag für sich sprechen:


„Wir aber stehen obenan in der Welt…sage mir als Mann von Ehre, ob das nicht auch Deine Meinung ist? Hältst Du einen Franzosen Dir für ebenbürtig? Du tust es nicht…“

Was hier über unsere geliebten Westnachbarn geäußert wird, das könnte ebenso für alle anderen Festland-Europäer gelten. Man muss angesichts solcher hochnäsigen Ansichten nicht weiter darüber diskutieren, weshalb die Briten die EU verlassen wollen, sondern fragen, wie gelang es denen, überhaupt in der kultivierten EU aufgenommen worden zu sein.

Wir Deutschen sind bescheiden, liebenswert, uneitel und nobel. Gott sei Dank.

© Karl Wilhelm Goebel

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