Samstag, 17. Januar 2015
Arbeitszeugnisse - wundersam...
Während Zeugnisse im Allgemeinen bis zu einem gewissen Grade wahre Auskunft über die Leistungen und die Leistungsfähigkeit eines Kandidaten dem lesenden Dritten vermitteln, hat sich in Deutschland in Anlehnung an die Rechtsprechung der Arbeitsgerichte eine Praxis etabliert, die weder den Arbeitnehmern noch den Arbeitgebern dienlich ist. Ursache dieser Fehlentwicklung ist der gesellschaftlich geförderte und politisch umgesetzte Wille zum „Schutze und zur Förderung der Arbeitnehmer“ in einer abgestuften Zufriedenheitsskala. Eine zweifelhafte Zielsetzung, die häufig zu prozessualen Auseinandersetzungen führt. Deswegen versucht jeder Arbeitgeber durch möglichst positive Formulierungen dem auszuweichen. .
Deswegen gibt es jenseits jeglicher Normalverteilung auf dem deutschen Arbeitsmarkt (im Gegensatz zu GB oder den USA) weder schlechte noch unterdurchschnittliche Leistungen in Arbeitszeugnissen. Und durchschnittliche Zeugnisse, die nach der Gauß’schen Normalverteilung eigentlich die Mehrheit bilden müssten, sind tatsächlich eine Minderheit
Die Noten Sehr gut und Gut werden leichtfertig verteilt. So verteilt diese Gesellschaft des Mittelmaßes über kryptische Verklausulierungen Prädikate, die keine sind.
Überall im Wirtschaftsleben mangelt es an wirklichen Ideen, Initiativen, Freude an Neuem. Warum sollte ein Arbeitnehmer nach Höchstleistungen streben, wenn „befriedigend“ die Leistung eines Arbeitnehmers immer ist, selbst wenn seine Leistungen die objektive Note „ausreichend“ kaum erreichen.
Und hier noch eine Parallele aus einer anderen Welt:
Nach einer Umfrage unter deutschen Hochschullehrern erfüllen 70% der Studenten nicht die Anforderung an Studierfähigkeit.
Da ist doch eine Menge dringender Reformbedarf: In der Arbeitswelt, im Arbeitsrecht und bei den Schulen, über eine bundeseinheitliche Schulreform. Doch leider ist „Schule’“ eine der wenigen, verbliebenen, Ländersachen…



17.1.2014
(c) Karl Wilhelm Goebel
Kontakt: info@goebelberatung.de

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