Samstag, 11. August 2012
Der Groschen ist gefallen
Kürzlich wurde ich auf die Bezeichnung „Groschen“ angesprochen. Die Dame fand es schade, dass der Begriff in Vergessenheit gerät und bat mich herauszufinden, ob es zu dem Thema etwas zu sagen gibt. Gibt es, und gar nicht mal wenig.
Der Groschen hat eine lange Geschichte und wurde als Bezeichnung für verschiedene Münzen verwendet. Das Wort ist dem italienischen „denaro grosso“ entlehnt. Der erste deutsche Groschen soll 1271 in Meran (Tirol) geprägt worden sein. Ursprünglich war der Groschen eine massive Münze aus reinem Silber und stellte ein Mehrfaches des Pfennigs dar. Dem Meraner Groschen folgten unter anderen der Böhmische, der Prager und der Meißner.
Die beiden Letzteren errangen überregionale Bedeutung und beeinflussten das Deutsche Münz-wesen stark. Der Groschen zu 12 Pfennigen war weit verbreitet.
Erst im 18. und 19. Jahrhundert sank der Groschen, ebenso wie der Pfennig immer mehr zur Scheidemünze ab, das heißt, dass der aufgedruckte Wert größer als der Materialwert ist. Der Begriff „Scheidemünze“ bedeutete das „Scheiden (Trennen) von Käufer und Verkäufer auf Heller und Pfennig beim Kaufvorgang“.
Nach Einführung der Mark zu 100 Pfennigen im Jahr 1871 fiel der Groschen als eigenständige Münze weg. Bis zur Einführung des Euro und Cent als Bargeld zum 1. Januar 2002 wurden die 10 Pfennig-Münzen umgangssprachlich als Groschen bezeichnet.
Der Groschen war derart weit verbreitet, dass er in viele Redewendungen und Gegenstands-bezeichnungen Eingang gefunden hat. So sagt man Der Groschen ist gefallen, wenn jemand etwas „endlich begriffen“ hat. Die Bezeichnungen Parkgroschen suggeriert gar ein eigenständiges Objekt, während der Notgroschen eine rein Sinngemäße Übertragung ist. Besonders billig zu erhaltende Gegenstände waren Groschenware oder Groschenhefte; diese Bedeutung klingt auch an im Titel Dreigroschenoper von Bertolt Brecht.
Und wenn wir schon dabei sind: da gibt es ja noch den bereits erwähnten Heller und den noch nicht genannten Batzen. Jeder hätte gern einen „Batzen Geld“, steht dieser Begriff doch umgangssprachlich für eine durchaus ansehnliche Menge an Geld. Weniger bekannt ist, dass sich die Bezeichnung „Batzen“ von Bären ableitet. Bei Batzen handelte es sich nämlich ursprünglich um kleine Silbermünzen, die in Bern – der Stadt der Bären – geprägt wurden. Aus dem Wort Bär (oder Bätz) entwickelte sich dann im Laufe der Zeit der Begriff Batzen.
In einem bekannten Soldaten- und Trinklied aus dem Jahre 1830 heißt es: Ein Heller und ein Batzen, die waren beide mein. Der Heller ward zu Wasser, der Batzen ward zu Wein […]
Dem Text können wir bereits einige Informationen entnehmen. Für den Heller gab es lediglich Wasser, sein Wert war also geringer als der des Batzens, denn dafür konnte man schon Wein kaufen. In der Tat war der Heller, genannt nach der Stadt Hall am Kocher (heute Schwäbisch Hall) einen halben Pfennig wert.
In der süddeutschen Region galt: 8 Heller = 4 Pfennig, gleich 1 Kreuzer. Und 4 Kreuzer waren 1 Batzen, also 32 Heller oder 16 Pfennige und dafür gab’s schon eine Menge Wein.
Nun ist der Groschen doch bestimmt gefallen. Diese Redewendung kennen auch die Engländer (wo der Pfennig als Penny noch weiterlebt), dort heißt es: The penny has dropped.
© J. Zimmer

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