Sonntag, 19. August 2012
Sonntägliche Idylle im Park von Großburgwedel
So gegen acht am Morgen verschwinden sie nach und nach. Die Würmer suchenden Amseln und Drosseln fliegen fort. Hier und da äsende Hasen flitzen Schutz suchend ins Unterholz. Vor Hunden müssen sie sich zwar nicht fürchten, denn die sind auf Verkehrsschildern durchgestrichen, was wohl heißen soll, „Hier nicht!“ Und wenn sich ein kläffender, für Häschen feindlicher Vierbeiner doch einmal nähert, dann angeleint an einen Menschen als Ballast. Der nennt das Treiben „Gassi gehen“. Für den Hund ist es Tortur, wenn er, angeregt von Düften hier und da, gleich den Eindrücken einer bunten Wiese mit paradiesischen Blumen seine Augen und seine Nase verschließen müsste...Es sind die Stunden, in denen der aushäusige Mensch seinem Hund überhaupt kein tierisches Vergnügen gönnt.
Der weite Rasen wartet hier heute, an einem Sommersonntag, den Vorhersagen und dem jetzt schon blauen Himmel nach, auf viel Sonnenschein, was für die Monokultur „Rasen“ Stress pur bedeutet. Gelegentlicher Schatten ab und zu ist in der Freifläche dieses architektonisch gestalteten Parks erst in Jahrzehnten zu erwarten. Dafür gibt es einen auffälligen Platz unter alten, ehrwürdigen Bäumen auf dem Kids, nach Abenteuer lustlechzend, mit Kinderfantasie die Zivilisation verlassen dürfen. Die Kleineren werden von Mamis beobachtet.
Unweit, im früheren Förstergarten, sind spacige Geräte aus Edelstahl errichtet, die wohl älteren Menschen zeigen sollen, wie Erwachsene es den Kinder nachmachen könnten und nicht umgekehrt. Das ist aber augenscheinlich derartig revolutionär, dass sich die Begeisterung noch nicht in großen Besucherzahlen ausdrückt.
Auf den Parkwegen mit ihren harten Böden wird der aus Südfrankreich importierte Volkssport Pétanque von bald zwanzig Personen in diversen Gruppen begeistert betrieben.
Aus dem westlichen Eingang naht eine Überraschung: Im Gefolge von vorauseilenden, lärmenden Kindern erscheint, wie in einem englischen Park bei Rosamunde Pilcher, eine große, sehr schlanke, modellhafte blonde Schönheit in einem Etuikleid in seltener Farbe. Es ist ein schwach abgetöntes Möhrenrot, dessen ungewöhnlicher Farbton eben so entsteht, wenn der hannoversche Currywurstfan Tomaten-Ketchup mit Senf vermischt. Dazu trägt die Tochter der Stadt Ballerinas. Es naht unsere bekannte deutsche Firstlady, Bettina, die den Maler Amadeo Modigliani erfreut hätte… Sie befindet sich als Mutter auf einem Morgenspaziergang. In respektvoller Begleitung folgt ihr ein Mann, der ein Bodyguard sein könnte.
Bettina wird erkannt, freudig mit einem vielstimmigen „Guten Morgen“ begrüßt und antwortet sichtlich gut gelaunt und auch ein wenig huldvoll. Alles passt so recht in unsere kindlichen Erinnerungen aus erbaulichen Märchen...
Einer meint, findest Du nicht auch, dass da eine anmutige Ähnlichkeit mit der schönen Gräfin B. – H. besteht, die hier ebenfalls des Öfteren in Begleitung ihrer Kinder gesehen wird? Ja, finde ich auch. -
Mann, haben wir Glück!
Sonntag, 19. August 2012
© Karl Wilhelm Goebel

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