Samstag, 11. August 2012
Wat is en Börse?
Fragen wir doch mal wie Professor Bömmel aus der Feuerzangenbowle: Wat is en Börse? Da stelle mehr uns janz dumm; und da sage mer so: Eine Börse ist ein organisierter Markt für Aktien, Anleihen, Devisen, oder bestimmte Waren. Ebenso werden hiervon abgeleitete Rechte gehandelt. An der Börse setzen Makler während der Handelszeiten Kurse (Preise) fest, die sich aus den bei ihnen vorliegenden Kauf- und Verkaufsaufträgen (Orders) ergeben. Durch Angebot und Nachfrage kommt es so zu einem Handel.
So, nu wisse mehr wat en Börse is. Aber wissen Sie auch wie und wo sie entstanden ist?
Die Grundlagen der heutigen Börse wurden im späten Mittelalter in den norditalienischen Städten gelegt. Dort wurden die großen Grundkonzepte des modernen Bank- und Börsenwesens (z. B. der Wechsel, die Gesellschaftsform und das Bankwesen mit bargeldlosen Zahlungsmitteln) zuerst entwickelt und über Brügge in Nordwest-Europa eingeführt.
Brügge lag im vierzehnten Jahrhundert am Schnittpunkt zweier großer Handelsimperien, nämlich dem Mittelmeerraum mit den Italienern und dem Gebiet rund um die Ostsee mit der deutschen Hanse. Die Maklerfunktion zwischen den verschiedenen ausländischen Kaufleuten wurde in Brügge oft von den Gastwirten übernommen. Sie boten den ausländischen Kaufleuten nicht nur eine Unterkunft, sondern vertraten sie auch. Angesichts seiner zentralen Rolle für den Handel war der Beruf des Gastwirts einer der angesehensten Berufe der Stadt.
Eine der bedeutendsten Gastwirtsfamilien in Brügge war die Familie Van der Buerse. Sie führten über fünf Generationen das Gasthaus „Ter Buerse“.
Im Verlauf des vierzehnten Jahrhunderts entwickelte sich der kleine Platz vor dem Gasthaus Ter Buerse zum Handels- und Finanzzentrum der Stadt. In regelmäßigen Abständen trafen sich die Makler auf dem Platz. Und da es damals noch keine offiziellen Börsenkurse gab, sammelten sie bei ihren Korrespondenten und herumkommenden Gästen allerlei Informationen über die Konjunktur vor Ort und die Lage auf den ausländischen Märkten. Ab etwa 1370 wurden in Brügge in regelmäßigen Abständen die Wechselkurse in verschiedenen Städten notiert. Um 1400 kam ein durchgehender und organisierter Geldmarkt zustande mit Wechselkursnotierungen für die bedeutendsten Handels- und Bankenzentren in Europa, wie Barcelona, Venedig, London oder Paris.
Die bedeutendsten Wechselhändler verlegten ihre Nationshäuser auf den Platz Ter Buerse. Eine Nation war eine Vereinigung ausländischer Kaufleute. Diese Nationen bauten, kauften oder mieteten meistens eigene Gebäude, die so genannten Nationshäuser. Sie dienten auch als Konsulat, Versammlungs- oder Lagerraum. Die Funktionsweise der ersten Handelsbörse basierte auf Bräuchen und wurde nie schriftlich festgelegt.
Der erste Autor, der die brüggesche Handelsbörse erwähnt, ist Hieronymus Muenze, ein deutscher Arzt aus Nürnberg, der eine lange Reise durch Europa unternahm. Aus seinen Reisetagebüchern geht hervor, dass er 1495 in Brügge in einem Gasthof auf dem Platz vor der Herberge Ter Buerse verweilte. Er schreibt folgendes: „Es gibt in Brügge einen Platz, auf dem sich die Kaufleute treffen, den man De Beurs nennt. Dort kommen Spanier, Italiener, Engländer, Deutsche, Orientalen, kurzum alle Nationen zusammen.“
Nach dem Niedergang von Brügge verlagerte sich das finanzielle Zentrum im darauf folgenden Jahrhundert nach Antwerpen. Dort sprach man schnell von „der neuen Börse“, ein Platz, auf dem sich die Händler trafen. Von Antwerpen aus fand das Wort „beurs“ seinen Weg nach Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland, wo das Wort zu bourse, borsa, bolsa bzw. Börse mutierte.
Falls Sie noch einem Moment Zeit haben, erklärt Ihnen Professor Bömmel noch die Funktion eines Ventils, die ja bei Börsen eine existenzielle Funktion haben, sonst Explodieren sie und wir haben mal wieder einen Börsenkrach.
"Wat is e Ventil? Da stelle mer uns wieder janz dumm. E Ventil is, wo wat erein jeht, aber sein Lebjottstag nix erauskömmt."

©J. Zimmer
11. August 2012

... comment