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Freitag, 20. Mai 2016
Sind wir: Konsum – Zombies?
klugschieters, 14:55h
Viele von uns sind Mitglieder dieser weltumspannenden Gattung. Wer dazu gehört, weiß es meistens selbst nicht. Deshalb ist die Definition „Geheimbund“ unpassend, denn ihre Mitglieder sind furchtlos in und vor der Öffentlichkeit. Sie leben bequem den Konsumerismus gedankenlos, wirtschaftlich gedeckt von relativ großen Geldausgaben, die ihnen „normal“ erscheinen, weil es fast Alle gleichtun. Verhaltenskonformität bleibt unauffällig. Die Algorithmen bilden anonyme Fremde für Untergruppen nach Vorlieben, Ablehnungen, Häufungen oder anderen Unterscheidungen.
Gestern im Vorstadtbus saß in meiner Nähe eine Frau mittleren Alters, die in ihrer nach oben offenen linken Hand eines dieser schwarzen Geräte liebevoll schützend, wie eine heilige Kostbarkeit, bewahrte. Mein Hirnspeicher baute plötzlich ein assoziiertes Vergleichsbild aus meiner Kindheit auf. Von einem ledergebundenen, handlichen Gesangbuch in Schwarz, Dünndruck mit Goldschnitt in vornehmer Frauenhand. Das signifikante Zeichen einer frommen oder frömmelnden Frau in einer gläubigen, - damals noch - christlichen, zumeist unkritischen Mehrheitsgesellschaft. Im Grundgesetz lasen wir, lang ist es her, von „Religionsfreiheit“, doch niemand kam auf die Idee, es könnten irgendwann realiter auch andere Glaubensgemeinschaften (außer den Juden) damit gemeint sein. Die soziale Norm war, je nach Landstrich: katholisch oder evangelisch.
Die Menschheit, zumindest die europäische Bevölkerung, kennt in besonderen Lebenssituationen den unbewusst-spontanen, dramatischen Kollektiv - „Ausruf“ von „…oh…mein Gott!“!
Das ist, zumindest, eine Art von Dokument für das uns allen religiös Gemeinsame! Eine kollektive Prägung, Grundlage der Kultur, kaum bis nicht zu hinterfragen.
Wenn das so ist, wäre das moderne Handy eine Art von Tool zu „Höherem“, inklusive der Geneigtheit zu Gott, irgendeinem höheren, nicht Greifbaren, dessen ungeachtet anbetungswürdigem Wesen. In diesem Fall muss vom aufgeklärten Menschen dringend kritische Vernunft zu Rate gezogen werden.
Da kommt das Lebenshilfe - Werk des Prof. Dr. Harald Welzer vom KWI, „Die smarte Diktatur“ mit seiner Hypothese von der gesichtsgewandelten, modernen Diktatur des Konsums gerade recht. Denn anders als die gewohnte politische Diktatur verwendet die Konsumdiktatur keine Gewalt, keinen Terror, keinen Zwang, weil Gesinnungswäsche schon in der Psyche ansetzt und den Willen der Menschen vor oder in seinem Entstehen zur Beliebigkeit umformt. Privatheit wird allgegenwärtiger Überwachung geopfert. Die Kommerzialisierung ist beinahe komplett, und die um sich greifende Umweltzerstörung erfährt Gleichgültigkeit, wie der Wechsel von Ebbe und Flut oder die Erscheinung von Tag und Nacht.
Ist unsere Ökonomie in Wahrheit asozial? Möglich ist das, denn unser Konsumglaube vermeidet den klaren Blick. Wir müssten Vieles hinterfragen. Die Medien überziehen alles mit einem teuflischen Schleier von gefährlicher Harmlosigkeit.
© Karl Wilhelm Goebel
Gestern im Vorstadtbus saß in meiner Nähe eine Frau mittleren Alters, die in ihrer nach oben offenen linken Hand eines dieser schwarzen Geräte liebevoll schützend, wie eine heilige Kostbarkeit, bewahrte. Mein Hirnspeicher baute plötzlich ein assoziiertes Vergleichsbild aus meiner Kindheit auf. Von einem ledergebundenen, handlichen Gesangbuch in Schwarz, Dünndruck mit Goldschnitt in vornehmer Frauenhand. Das signifikante Zeichen einer frommen oder frömmelnden Frau in einer gläubigen, - damals noch - christlichen, zumeist unkritischen Mehrheitsgesellschaft. Im Grundgesetz lasen wir, lang ist es her, von „Religionsfreiheit“, doch niemand kam auf die Idee, es könnten irgendwann realiter auch andere Glaubensgemeinschaften (außer den Juden) damit gemeint sein. Die soziale Norm war, je nach Landstrich: katholisch oder evangelisch.
Die Menschheit, zumindest die europäische Bevölkerung, kennt in besonderen Lebenssituationen den unbewusst-spontanen, dramatischen Kollektiv - „Ausruf“ von „…oh…mein Gott!“!
Das ist, zumindest, eine Art von Dokument für das uns allen religiös Gemeinsame! Eine kollektive Prägung, Grundlage der Kultur, kaum bis nicht zu hinterfragen.
Wenn das so ist, wäre das moderne Handy eine Art von Tool zu „Höherem“, inklusive der Geneigtheit zu Gott, irgendeinem höheren, nicht Greifbaren, dessen ungeachtet anbetungswürdigem Wesen. In diesem Fall muss vom aufgeklärten Menschen dringend kritische Vernunft zu Rate gezogen werden.
Da kommt das Lebenshilfe - Werk des Prof. Dr. Harald Welzer vom KWI, „Die smarte Diktatur“ mit seiner Hypothese von der gesichtsgewandelten, modernen Diktatur des Konsums gerade recht. Denn anders als die gewohnte politische Diktatur verwendet die Konsumdiktatur keine Gewalt, keinen Terror, keinen Zwang, weil Gesinnungswäsche schon in der Psyche ansetzt und den Willen der Menschen vor oder in seinem Entstehen zur Beliebigkeit umformt. Privatheit wird allgegenwärtiger Überwachung geopfert. Die Kommerzialisierung ist beinahe komplett, und die um sich greifende Umweltzerstörung erfährt Gleichgültigkeit, wie der Wechsel von Ebbe und Flut oder die Erscheinung von Tag und Nacht.
Ist unsere Ökonomie in Wahrheit asozial? Möglich ist das, denn unser Konsumglaube vermeidet den klaren Blick. Wir müssten Vieles hinterfragen. Die Medien überziehen alles mit einem teuflischen Schleier von gefährlicher Harmlosigkeit.
© Karl Wilhelm Goebel
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