Dienstag, 20. Dezember 2016
Zinsfreies Paradies oder Hölle? Entropie zieht absolute Grenze.


Die christliche Kirche ist für das Zinsverbot, agiert damit aber in der praktischen, alltäglichen Wirklichkeit, indem ihre Vertreter wegschauen. Der Vatikan macht sogar Geldgeschäfte…

Die Geldvermittler
Sparkassen und Banken lebten bisher in ihren Palästen gut von der „kleinen“ Differenz zwischen der vielfältigen Anmietung von Geld beim kleinen Mann („Sparen“) einerseits und der Vermietung von Geldern an ausgesuchte Klienten, die man für kreditwürdig ansah. Zwischen Soll- und Habenzinsen wurde fleißig „wertgeschöpft“

Mächtige Beteiligte in einer stillen Revolte

Die EZB unter Leitung ihres obersten Währungshüters in der EG, Mario Draghi,* 1947, Jesuitenschüler, Wirtschaftsprofessor, EZB – Präsident seit November 2011, hat die Miete für Geld, das sie den Banken anbietet, so weit heruntergefahren, dass die Einkaufspreise für alle Banken fast bei 0 liegen.. Damit wird das Geld, welches von der EZB den Banken zur kommerziellen Nutzung (Weitervermietung an deren Kunden) unglaublich günstig. Mit systemischen Folgen!

Wirtschaftsfakten
In der kapitalistischen Geldwelt der Neuzeit ist niedriger, gegen 0 gehender Zins ein Novum. Ein Aufschrei geht durch die kritiklose Presse. Wo soll denn das hinführen? Katastrophe für die nicht immer lupenreinen Fonds, Versicherer, Kapitalsammler. Problem für die Banken als Geldvermittler.


Es war so schön einfach: Über lange, lange, Zeit mussten Geldverkäufer nur den kleinen Mann mit dem Geschwätz von dessen behüteter Sicherheit beeindrucken. Und schon erhielten sie von Millionen Ahnungslosen mit geringen Profit - Erwartungen deren „Spargeld“, weil es nach den Behauptungen der Geldgeschäftler dort sicher sei. Es bringe aber nur geringere Zinsen.
Die Kapitalbedürftigen bekamen es in (anderen) Schalterräumen und manchmal in noblen Sesseln für einen Zinssatz mit dem Multiplikator 2, 3 oder gar 4 als sog. Risikozins ausgehändigt. Ein wunderbares Geschäft zwischen den scheinbar kleinen Differenzen in den Prozentsätzen (Geldanmietung – Geldvermietung). Deren Folgen wiederum hatte der kleine Mann als unausbleibliche Nebenerscheinung über ständig steigende Preise zu verkraften.
Er wunderte sich gelegentlich über das teure Spiel mit steigenden Preisen: Die Gewerkschaften wussten von den bösen, raffgierigen, Kapitalisten. Die Botschaften wurden verbreitet und als alternativlos bezeichnet. Mit Nachdruck trugen sie ihre Forderungen nach Lohnerhöhungen vor. Und zahlten am Markt dann wieder höhere Preise. Eine Endlosspirale. (Werteblase)
Unter dem Strich ist heute der immer noch weitgehend vermögenslose Arbeitnehmer real so arm wie Jahrzehnte zuvor.

Veränderungen des Geldmarktes
Die ersten Leidtragenden sind Sparkassen und Banken und deren Personal. Da, wo beim Niedrigzeins heute kaum noch etwas „hängen“ bleibt, also zwischen den Output – Zinsen und den Input- Zinsen gibt es neue Realitäten. Jeder Handelsmann weiß, wenn zwischen Verkaufs- und Einkaufspreis keine „Luft“ mehr ist, droht den Vermittlern die Pleite.

Andere Macher im moralischen Gewand?.
Mario Draghi ist, wie man hört, ein guter Freund von Papst Franziskus, * 1936, Angehöriger des Jesuitenordens, der bekanntlich mit Christusmoral und seinem persönlichen Vorbild zur Bescheidenheit auf dem Wege des Franz von Assisi, der als lebender Beweis für engagierten Humanismus die Vermögensungleichverteilung auf dem Planeten und besonders jene in der Dritten Welt zu seiner Mission macht.

Es ändert sich was
Bei dem herrschenden, geringen, Zinsniveau können jetzt arme Völker, wenn sie als „würdige“ Geldnehmer an Scheine herankommen, ohne Inflation ebenfalls echtes Vermögen aufbauen.
Demonstrativ ändert sich in unserer unmäßig reichen Europawelt eine Menge: Die Wirtschaft verliert z. B. die beliebte Ausrede: Es sind nicht wir, sondern die Zinskosten, die Teuerung…

Künftig:
Nein, Zinsen verteuern nicht mehr, sie fallen einfach mehr oder weniger weg.

Deswegen gibt es auch keine Preissteigerungen durch Investitionen, denn Fremdgelder kosten kaum bis keine Zinsen. Weil Zinsen nicht mehr anfallen, bleiben die von den Gewerkschaften geforderten Lohnsteigerungen unsinnig und überflüssig, denn die Löhne sind langfristig stabil. Das Gerede vom (Nominal-) Wachstum entlarvt sich als absurd. Wir brauchen es nicht. Lediglich der volkswirtschaftlich summierte und in Einzelwirtschaften auftauchende „ Verschleiß“ (finanztechnisch: AFA) ist zeitnah auszugleichen.

Endlich stabile Preise und feste Werte, aber keine goldenen Zeiten für Geldgeschäftemacher

Bei Wohnhäusern, die beim deutschen Qualitätsstandard mindestens hundert Jahre fest gemauert stehen, sind vielleicht pro Jahr 1 – 1,5% des Neuwertes zu erwirtschaften. Bei Autos, die eigentlich gut und gerne mehr als 20 Jahre laufen, sind jährlich etwa 5 % Wertverbrauch auszugleichen. Damit bewegen wir uns mit unserem Raumschiff Erde auf einem Kurs, der von den Entdeckern des Entropie-Gesetzes als positiv in seinen langfristigen Auswirkungen eingeschätzt wird.

Um jeden Preis „Neu“ ist künftig dummer Verschwendungsluxus, ist Umweltfrevel. Endlich werden Sachen nicht mehr entsorgt, nur weil es die Konsumwirtschaft mit ihrer Wegwerfphilosophie (Mode) anstrebt. Freuen wir uns jenseits der kapitalistischen Perversität auf eine andere Welt in der Gott sei Dank unser glückliches Überleben jenseits des dramatischen Turbokapitalismus gesichert werden wird.

© Karl Wilhelm Goebel

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