Freitag, 18. September 2015
Mehr als Nullwachstum? Mal neu denken!
Seit der Zinssatz die Nullgrenze kaum mehr verlässt, haben die Schwätzer vom „Wachstum“ fast eine Art von Schnappatmung. Sie schrieben doch so schön voneinander ab. Dann war die Laune im Keller, als eine Gesamtwirtschaft mal kein Nominalwachstum generieren wollte.

Brauchen wir in der Realwirtschaft reales Wachstum? Meine Antwort wird sie wahrscheinlich überraschen:

Wenn wir im laufenden Jahr mit der Zuversicht leben wollen, dass unsere Verhältnisse sich nicht negativ verändern, brauchen wir neben dem mit dem Vorjahr vergleichbaren Ergebnis nur zusätzlich noch Mittel, um die „Abschreibungen“ (AFA) des laufenden Jahres auszugleichen: Am Beispiel eines Autos, das bekanntlich in 5 Jahren seinen Wert „verbraucht“, müssen wir mit 20 % des Kaufpreises in laufenden Jahr den Wertausgleich schaffen. Bei einem Einfamilienhaus sind es weniger als 1 % seines Wertes, denn es behält mehr als 100 Jahre seinen Nutzwert.

Für die Modernität, den Wandel, den „Fortschritt“ sind in der Summe noch weitere, kleine Werte hinzuzurechnen. Für die gesamte Volkswirtschaft, die uns Menschen ja dienen soll, würden in sogenannten „normalen Zeiten“ 1 – 2 % „Wachstum“ ausreichen.

Es ginge uns so gut wie im Vorjahr. Allerdings würden die Preise kaum noch steigen. Gewerkschaften hätten ausgedient, Vermieter könnten nicht mehr wie früher argumentieren, im Öffentlichen Personenverkehr und auch sonst blieben die meisten Preise weitgehend stabil. Inflations- und Zinsausgleich wären Namen von gestern. Schon gar nicht müssten wir immer mehr erarbeiten und würden damit endlich die verhängnisvolle Konsumwirtschaft stoppen…

Wir alle kauften nur, was wir brauchten. Nicht das, wovon andere glauben, dass wir das brauchen… Es ergäbe sich in toto ein Nationales Glücksprodukt.

Schöne neue Welt!

© Karl Wilhelm Goebel

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