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Montag, 22. Oktober 2012
Ein kleiner, historischer Rückblick
klugschieters, 20:08h
Schaut man in die Topografie der Gegend um Burgwedel, so sprechen die landschaftlichen Bodenbedingungen nicht gerade für besonders fruchtbare Böden. Die weiter nördlich gelegene Lüneburger Heide ist dafür zwar kein Beweis, denn sie entstand einmal als Folge der Umweltkatastrophe, als die gierigen Salzsieder aus Lüneburg in der Landschaft die Bäume zum Verfeuern so ähnlich plünderten, wie die jenseits Venedig gelegenen Ufer von Bäumen für die venezianischen Bauherren und Schiffbauer abgeholzt und nicht wieder aufgeforstet wurden.
Heute sind das Karstflächen, die nördlich von Hannover und südlich von Lüneburg (niedlich!) als Natur-„schutzgebiete“ behandelt werden, obwohl sie die Unverantwortlichkeit früherer Jahrhunderte nur notdürftig kaschieren. In Kroatien dürfte es so ähnlich sein.
In Burgwedel beginnen die historisch belegten Erwähnungen über den Ort 1324 n. C. als von einer „fränkischen Grafschaft“ des „Moors von Gr. Borchwede“ die Rede ist. Im Text selbst steckt vermutlich das Geheimnis dieses, wie schon erwähnt, naturhaft armen Landstriches:
Mooriges und anmooriges Gelände waren nie bevorzugtes Siedlungsland.
Ernst Wiechert beschreibt 1934 in seinem Roman "Die Majorin" eine Moorlandschaft so:"...In zwanzig Jahren hatte sie nie einen Menschen dort herkommen sehen, und die Leute sagten auch, dass dort niemand gehen könnte, außer er suche den Tod, und der lasse sich dann auch ohne viele Mühe finden..."
Die wenigen Horste, die daraus topografisch hervorragten, waren nach später Rodung des typisch unwerten Holzes (Birken, Erlen, Pappeln, Niedergehölz) für eine forstwirtschaftliche aber auch eine landwirtschaftliche Nutzung kaum besonders ergiebig und für Siedlungen nur solitär nutzbar, also in der Breite nicht wertvoll.
Im späten Mittelalter entdeckten findige Einwohner die Chancen über die Hopfenfahrerei, wovon in Isernhagen noch einige besondere Gebäude zeugen.
Es gab außerdem den Raseneisenstein und deshalb „Berg-Abbau“. Doch die Überlieferungen sprechen nicht dafür, dass die Nutzungen spektakuläre Erträge abwarfen.
Durch Isernhagen verlief die Grenze der Bistümer Minden und Hildesheim. Aus dem Jahre 1353 stammt die testamentarische Verfügung eines Ritters Johann Pickard, der sich als Inhaber des Zehnten für Burgwedel und Isernhagen outet. Offenbar zählte er noch nicht zum Adel. Sein Recht fiel nach seinem Tode, vermutlich ohne Nachkommen, an den Herzog. Seine Familie, wenn es denn Verwandte gab, scheint fernerhin wieder in den bäuerlichen Stand zurückgefallen zu sein.
Wenn zuvor von einer „Grafschaft“ die Rede war, so könnte es sich dabei um eine nichtprivilegierte und nichthoheitliche Form für den Zehnten unter der tatsächlichen Herrschaft der Herzöge gehandelt haben. 1422 ist von Brandschatzung die Rede. 1426 befahl der Herzog von Braunschweig – Lüneburg seinen Untertanen in Braunschweig, Lüneburg und Hannover die „Feste Burgwedel“ niederzureißen.
Im üblichen Gehorsam gegen „die da oben“ geschah das dann wohl auch – im wahrsten Sinne des Wortes - sehr gründlich...
Grundmauern oder andere Zeugen imposanter Gebäude wurden bis heute nie gefunden. Der Umstand spricht für ärmliche Behausungen auf niedrigster Kulturstufe, die für die Landschaft „auf dem Moore“ (Nässe) und im häufig vorkommenden, unfruchtbaren Sande typisch gewesen sein dürften. Torfgewinnung war eine wenig profitable schwere Arbeit. Und verbreiteter Erwerb.
Das Calenberger Land dagegen hatte sog. „fette Böden“ (bioaktiv) mit hohen Erträgen.
Wie es hier in weiten Teilen der Landschaft ausgesehen hat, kann derzeit am sog. Würmsee beobachtet werden. Das ist kein See, war allenfalls mal ein mickeriger Teich, der allerdings mit Wasser – aus welchen Gründen auch immer - künstlich versorgt wurde. Der Spiegel ist heute so abgesenkt, dass nur noch ein anmooriges, mooriges Stück Land, verschilft, „verlandet“ zu beobachten aber nicht zu begehen ist. Damals war eine arbeitsintensive, landwirtschaftliche Nutzung in solchen Gegenden nicht möglich.
Heute liegen Burgwedel und Isernhagen im „Speckgürtel“ der Großstadt Hannover und sind beliebte Wohnlandschaften in einer Umwelt, in der wenig Rüben und Gemüse auf Kleinstflächen angebaut werden, sondern viele Pferde auf großzügigen Rasenflächen weiden.
Moderne Freizeitidylle pur. Freuen wir uns.
Montag, 22. Oktober 2012
© Karl Wilhelm Goebel
Heute sind das Karstflächen, die nördlich von Hannover und südlich von Lüneburg (niedlich!) als Natur-„schutzgebiete“ behandelt werden, obwohl sie die Unverantwortlichkeit früherer Jahrhunderte nur notdürftig kaschieren. In Kroatien dürfte es so ähnlich sein.
In Burgwedel beginnen die historisch belegten Erwähnungen über den Ort 1324 n. C. als von einer „fränkischen Grafschaft“ des „Moors von Gr. Borchwede“ die Rede ist. Im Text selbst steckt vermutlich das Geheimnis dieses, wie schon erwähnt, naturhaft armen Landstriches:
Mooriges und anmooriges Gelände waren nie bevorzugtes Siedlungsland.
Ernst Wiechert beschreibt 1934 in seinem Roman "Die Majorin" eine Moorlandschaft so:"...In zwanzig Jahren hatte sie nie einen Menschen dort herkommen sehen, und die Leute sagten auch, dass dort niemand gehen könnte, außer er suche den Tod, und der lasse sich dann auch ohne viele Mühe finden..."
Die wenigen Horste, die daraus topografisch hervorragten, waren nach später Rodung des typisch unwerten Holzes (Birken, Erlen, Pappeln, Niedergehölz) für eine forstwirtschaftliche aber auch eine landwirtschaftliche Nutzung kaum besonders ergiebig und für Siedlungen nur solitär nutzbar, also in der Breite nicht wertvoll.
Im späten Mittelalter entdeckten findige Einwohner die Chancen über die Hopfenfahrerei, wovon in Isernhagen noch einige besondere Gebäude zeugen.
Es gab außerdem den Raseneisenstein und deshalb „Berg-Abbau“. Doch die Überlieferungen sprechen nicht dafür, dass die Nutzungen spektakuläre Erträge abwarfen.
Durch Isernhagen verlief die Grenze der Bistümer Minden und Hildesheim. Aus dem Jahre 1353 stammt die testamentarische Verfügung eines Ritters Johann Pickard, der sich als Inhaber des Zehnten für Burgwedel und Isernhagen outet. Offenbar zählte er noch nicht zum Adel. Sein Recht fiel nach seinem Tode, vermutlich ohne Nachkommen, an den Herzog. Seine Familie, wenn es denn Verwandte gab, scheint fernerhin wieder in den bäuerlichen Stand zurückgefallen zu sein.
Wenn zuvor von einer „Grafschaft“ die Rede war, so könnte es sich dabei um eine nichtprivilegierte und nichthoheitliche Form für den Zehnten unter der tatsächlichen Herrschaft der Herzöge gehandelt haben. 1422 ist von Brandschatzung die Rede. 1426 befahl der Herzog von Braunschweig – Lüneburg seinen Untertanen in Braunschweig, Lüneburg und Hannover die „Feste Burgwedel“ niederzureißen.
Im üblichen Gehorsam gegen „die da oben“ geschah das dann wohl auch – im wahrsten Sinne des Wortes - sehr gründlich...
Grundmauern oder andere Zeugen imposanter Gebäude wurden bis heute nie gefunden. Der Umstand spricht für ärmliche Behausungen auf niedrigster Kulturstufe, die für die Landschaft „auf dem Moore“ (Nässe) und im häufig vorkommenden, unfruchtbaren Sande typisch gewesen sein dürften. Torfgewinnung war eine wenig profitable schwere Arbeit. Und verbreiteter Erwerb.
Das Calenberger Land dagegen hatte sog. „fette Böden“ (bioaktiv) mit hohen Erträgen.
Wie es hier in weiten Teilen der Landschaft ausgesehen hat, kann derzeit am sog. Würmsee beobachtet werden. Das ist kein See, war allenfalls mal ein mickeriger Teich, der allerdings mit Wasser – aus welchen Gründen auch immer - künstlich versorgt wurde. Der Spiegel ist heute so abgesenkt, dass nur noch ein anmooriges, mooriges Stück Land, verschilft, „verlandet“ zu beobachten aber nicht zu begehen ist. Damals war eine arbeitsintensive, landwirtschaftliche Nutzung in solchen Gegenden nicht möglich.
Heute liegen Burgwedel und Isernhagen im „Speckgürtel“ der Großstadt Hannover und sind beliebte Wohnlandschaften in einer Umwelt, in der wenig Rüben und Gemüse auf Kleinstflächen angebaut werden, sondern viele Pferde auf großzügigen Rasenflächen weiden.
Moderne Freizeitidylle pur. Freuen wir uns.
Montag, 22. Oktober 2012
© Karl Wilhelm Goebel
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