Freitag, 23. August 2013
Yvonne Salzmann hängt Wäsche für Riesen auf...


So scheint es jedenfalls, wenn der Neugierige die 20 m von der Thönser Straße in den kleinen Park mit seinen alten Bäumen einbiegt, der zwischen den Häusern Nr. 3 und Nr. 5 eingebettet ist.
Es hat etwas von der russischen Puppe in der Puppe (Matrjoschka), sieht der Kunstbetrachter oben
zwischen alten Eichen flatternde Flächen auf denen schwachgrünes Land, Wäscheleinen, Wäsche in all ihren Varianten, Behälter, auch als geflochtener Korb zu sehen sind und eine damenhafte Frau, die keineswegs das Klischee vom „Waschweib“ nachahmt.

Ein Widerspruch tut sich auf, denn hier durchflutet ein freier, frischer Sausewind total unzeitgemäß gewaschenes Textil, auch schon mal einen Turnschuh, während von der Industrie mit viel Werbeaufwand doch der „Wäschetrockner“ fast in jeden „modernen“ Haushalt verkaufsdiktiert wird.



Für die Älteren ist die Wäsche draußen auf der Leine ein Bild aus vergangenen, aber keineswegs besseren, Zeiten. Es ist zugleich ein Dokument für die früher schwere Arbeit, die, ganz natürlich schien es, der „Hausfrau“ zugewiesen wurde. Wäsche zu waschen, schweißtreibend zu rubbeln, zu schrubben, zu wringen, auszulegen zur Bleiche, zu stärken, aufzuhängen, abzunehmen, zu bügeln und zusammen zu legen. Ja, das war Frauensache, Weiberkram, aber keine Angelegenheit für „gestandene Männer“.
Was da auf den Leinen hängt, ist eine Metapher für ein feminines Thema, ist zugleich Feminismus mit einem Fragezeichen am Fortschritt, ist aber auch eine klammheimliche Ungewissheit auf dem Weg zu einer heiteren Gleichberechtigung, die vielleicht schon längst erreicht wurde. Die Lady auf den Großfotos macht keineswegs den Eindruck einer Unterdrückten.

Das verdeckte Motiv ist nicht ausgeschlossen eine Frage nach Fortschritt, der unsere Küchen auf unglaublich effiziente Weise zu elektronischen Schaltstätten (für was eigentlich?), entwickelt hat. Der Maschinenpark, gerade in „modernen“ Küchen ist aufdringlich technische Spielstätte und diese, wie verrückt hungrig auf den Verzehr von elektrischer Leistung, Watt, wegen der großen Verbrauchsmengen Kilowatt genannt.
Waschen von Wäsche macht die Maschine. Eine weitere trocknet. Man muss nur am Stromnetz gefangen sein. Für den Verbrauch wird gezahlt. Von Jahr zu Jahr immer mehr. Was sie auch machen, wie sie auch sparen.
Manuelle Arbeit ist wie weggefegt: Geschirrspülen? Silber putzen? Gläser sollten stets blitzblank durchscheinen! Das macht jetzt ein Gerät.
Oder kochen, braten, grillen, erhitzen – alles wird längst mit energetischer Unterstützung aus der Steckdose verwirklicht. Nur, folgt man Expertenmeinungen sagen die, die kreative Leistung in den Küchen sei auf der Strecke geblieben. Ohne Convenience - Goods bliebe heute so manche „Küche kalt“ und damit das, was früher häuslicher Charme genannt wurde.
To day: Neue Maschinenwelt mit feinster Soundbemalung über unsichtbare Lautsprecher.
Freitag, 23. August 2013
© Karl Wilhelm Goebel

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