Donnerstag, 8. August 2013
Flohmarkt vor der Pferderennbahn
Es ist Ende Juli, ein warmer Sonnabend mit schwüler Luft im leichtem Fieselregen:
Wir biegen in eine Einfahrt ein, um an deren Ende von einer vermutlich jobbenden Studentin aus deren linkischen Händen ein Parkticket für einsachtzig zu erwerben. „Vielen Dank. Hier sind dreizwanzig zurück. Einen schönen Tag...“
Sie hat Mühe die große Umhängetasche so zu halten, dass Tickets und eingenommene Geldscheine nicht herausfallen. Und dazu die lästigen Wetterbedingungen. Ihr dunkles Haar klebt auf der Stirn.

Ein Parkplatz findet sich bald. Wir laufen jetzt auf grobkörnigen Steinen, durch provisorische Absperrungen aus weiß-roten Signalbändern. Unweit die ersten Aussteller, die alle, wie ich bald bemerke, im Gegensatz zu anderen, professionellen Einzelhändlern, weder ein Sortiment haben , noch dem potenziellen Kunden dessen Wahl erleichtern, wie das in unserer typischen Konsum - Kaufwelt verbreitet ist. Auf diesem Basar, der jedoch keiner ist, liegt schlichtweg alles durcheinander. Ein ungeduldiger Anbieter ruft: „Jedes Teil fünf Euro!“ Er meint neue, weibliche Bekleidungsstücke und ergänzt im Rausch „ ...und auch der Tisch: Fünf Euro!“

Ein Handwagen wird klingelnd vorbeigezogen. Man kann eine Tasse Kaffee oder Tee für einen Euro kaufen. Ein Händler zeigt eine größere Zahl von Autoradios, von denen eines überlaut Musik spielt. Gedacht als klingende Werbung, obwohl die Lautsprecher akustisch nicht zur Freifläche passen.
Ein wenig weiter ist ein Mann, wie ein Muselmane gekleidet, bei dudelnder, orientalischer Musik, gutgelaunt in seinem „Geschäft“ tätig, das aus einem U aus Tapeziertischen mit einem dürftigen Dach besteht. Darauf allerlei „Wertsachen“ für denjenigen, der nichts hat...
Ein Mann hinter einer Uhrenauslage öffnet Armbanduhren und versieht sie mit neuer Batterie. Für ihn eine Marklücke, weil die deutschen Uhrmacher sich mit dem Service für asiatische Billigangebote schwer tun. Sie lassen, nach deutscher Manier, bei solchen Produkten ihre Muskeln spielen. Soll der Kunde doch sehen, wie er klar kommt, wenn er sich eine „billige“ Armbanduhr andrehen lässt. Selber Schuld.
Wer hier nicht weiß, was er will, findet nichts. Wonach sollte man auch gucken? Überall sieht es aus wie in einem nicht aufgeräumten, nicht - sortierten Kramladen. Es gibt alles, was der Westen als Konsumkram herstellt. Vier Dosen enthaltend Butangas, Pakete Waschpulver, günstig, Standard - Duschköpfe und Sonstiges fürs Bad, Schrauben und Haken, Blumentöpfe, Gardinen, Installationsmaterial, Puppen, Spaten, Haarschmuck, Broschen, Ringe. In einer Zeltstraße wird Tiefkühlkost feilgeboten.
Besser fragt man sich, was es hier nicht gibt. Nach spätestens zwei Stunden beginnt der Kopf zu schmerzen. Ein Vergnügen ist das Ganze nicht.

Das Publikum vielvölkisch, spricht untereinander allerlei Sprachen; die Mehrheit ist sicherlich vor ein paar Jahren zugezogen. Jung und alt mischen sich. Frauen sind leicht in der Überzahl. Gegen Zwei ist der „Spuk vorbei“.
Bis nächstes Wochenende.
Sonntag, 4. August 2013
© Karl Wilhelm Goebel

... comment