Montag, 13. Mai 2013
Sind die Deutschen echte Kapitalisten?
Für eine Selbstbeschau ist es förderlich, an Stammtischen, in Sportlerrunden, an Theken oder sonstigen Plätzen ein wenig herumzuhören und auch mal die sensationellen Headlines jener Zeitungen zu beachten, die angeblich „kein Mensch liest“...

Wenn es um Geld geht, dann fällt schon mal auf, dass es wenigstens drei Gattungen von Deutschen gibt: Eine Gruppe, die sich als ganz arm empfindet und so auch darstellt. Sie gibt Geld nur für die „Äktschen“ zwischen Hand und Mund aus. Die zweite Gruppe hatte ein paar Aktien und wurde nach eigenen Aussagen hinterlistig von „Beratern“, die Verkäufer waren, betrogen. Sie haben seither ihren größten Kapitalistenschatz verloren. Und dann existiert noch eine dritte Gruppe, die sich darüber beklagt, dass man jetzt für „angelegtes Geld“ nur noch x,nix % bei der Bank oder Sparkasse bekommt.

Die Nichtwisser – Blätter suchen die Ursachen dafür in eben den genannten Sparkassen und Banken. Und treffen damit ins Schwarze, weil es Wirtschaftsunterricht an deutschen Schulen ja nicht gibt. ..Da sind Latein und Griechisch für die „Bürgerlichen“ nach wie vor nämlich viel wichtiger…Aber, andererseits, es gibt auch keine Wirtschaftslehrkräfte...Ein Jammer.

Kaum jemand scheint zu wissen, dass die „Geldinstitute“ Gelder gegen Zinsen pro Zeiteinheit vermieten. Und zwar in der Regel kein eigenes Geld, sondern das Geld jener Kunden, die es, weil es in den Geldtempeln so schön sicher “liegt“, sagen die, wo sie das Geld hinterlegt haben. Nur, was für eine Katastrophe erlebt der (passive) Anleger?
Die Sparkassen und Banken finden im Inland keine oder zu wenige Leute, die sich das so billige Geld gegen hohe Zinsen „anmieten“, weil sie es zum Beispiel dringend für ihre eigene, wachsende Wirtschaft, ihren Betrieb, ihr Unternehmen brauchten. Doch, wo wächst in Deutschland die Wirtschaft?
Schauen Sie mal genau hin. Sie werden suchen, suchen, suchen.
Die Wirtschaft wächst in China, in Brasilien und in einigen anderen Ländern. Hier wird Kapital dringend gebraucht.
Jetzt noch einmal die Frage aus der Überschrift: „Sind die Deutschen echte Kapitalisten?“
Eindeutig „nein“ wenn sie in den Ländern mit hohem Wirtschaftswachstum nicht mit Kapital in Firmen beteiligt sind. Nein, wenn sie „Entwicklungshilfe“ für ein wirkungsvolles Instrument halten. Das Geld ist direkt verschenkt und bewirkt fast nichts Gutes...

Die Deutschen wurden aber, und das zu deren Entschuldigung, in den vergangenen Jahrzehnten überhaupt nicht zum Umgang mit Investitionen angeleitet. Sie folgten den Sprüchen für Konsumenten und parkten ihr Geld in Sparbüchern und "Papierchen" mit der dubiosen Aufschrift "Wert", damit es „überleben“ konnte. Allerdings, dort beginnt es heute zu schimmeln. (Die Schweizer haben dagegen Jahrhunderte an Erfahrung und an Erfolg. Die Begleiterscheinungen „Steuern“ dürfen sie mal vergessen…)
Was sollte ein wohlhabender Deutscher mit seinem Kapital machen?
Er sollte es legal ins Ausland transferieren und dort im Ausland operational in der arbeitenden Wirtschaft und nicht in virtuellen „Blasen“ anlegen, kontrollieren und auf angemessene Renditen setzen. Und die sind langfristig selten größer als 3 – 5 % p. a. Die größte Dichte an deutschem Kapital im Ausland finden sie in Sao Paulo…

Sie brauchen keine „Berater“, die Verkäufer sind und auch keine „Moormeyers“, die ihr Geld versenken. Aber kritisch und analytisch und nicht „geldgeil“ sollten sie schon sein. Doch, wem sage ich das. Sie sind doch als Kapitalist ein Hüter des Kapitals. Na, also.
© Karl Wilhelm Goebel

... comment