Donnerstag, 3. Januar 2013
Tucholsky 1927 und 2013 wir…

1927:
Das Ideal
"Ja, das möcht’ste: Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee, hinten die (glitzernde) Friedrichstraße (Berlin); mit schöner Aussicht, ländlich-mondän, vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehen – aber abends zum Kino hast du’s nicht weit."
(Theobald Tiger alias Kurt Tucholsky, 1927)

2013:
Der Fortschritt
Die Wohnwirklichkeiten, knapp einhundert Jahre später, unterscheiden sich. Ca. 70 % der Menschen in diesem Lande wohnen „im Grünen“ – mehr oder weniger. Die Meisten haben eine Toilette mit Dusch- oder Wannenbad in der abgeschlossenen Wohnung. Die Aussicht ist, wenn, dann nur ein wenig verbaut. Und Kino nutzen alle bereits im „Living room“, brauchen den Weg zu einer öffentlichen Aufführung nur, wenn sie es großformatig z. B. als „public viewing” festivalartig wollen. An die See oder in die Berge fahren Millionen, manche mehrmals im Jahr. Einige sogar nach „Übersee“…

Ge – wohn - heiten:
In unserem Lande hat sich in den vergangenen 86 Jahren, seit damals Tucholsky persiflierend die Wunschwelt seiner Zeitgenossen, die Illusionen der Masse also, nachempfunden hat, heftig verändert.
Man kann die Fakten im Einzelnen gar nicht aufzählen, weil es eine aufgedunsene und deshalb langweilige Liste würde, für die uns die Zeit fehlt...(Aha!).
Kaum etwas könnte ein Mensch mit den Augen von 1927 in unserer modernen, europäischen, bequemen Welt so noch vorfinden, wie es früher einmal war.


Ein Beispiel: Viele von uns fahren oder fliegen in der schönsten mitteleuropäischen Jahreszeit mit TUI in fremde Länder, obwohl es sich hier bei uns gerade im Sommer recht gut aushalten ließe... Verrückte Ge- wohn- heit. . Sind das die bösen Folgen von Reisemarketing pur?
Deutsche Reisewirklichkeit:


Buchen auch sie dieses Jahr frühzeitig. So werden sie 2013 voll geil glücklich: Weil sie als ein happy „Früh-Sommer-Bucher“ auf eigenen Balkon oder Garten gut und gern mal für ein paar sommerliche Wochen verzichten können. Beides brauchen wir im Winter ohnehin nicht! Dadurch ersparen sich die Verbraucher z. B. einen teuren Verandaschirm. Der ist im Winter nicht erforderlich und in den sonnenreichen Sommermonaten sind wir doch gar nicht hier sondern im Süden unterwegs…
Für uns gilt das moderne Bekenntnis:
Wir sind schließlich nicht blöd und bleiben im Sommer zu Hause. Bei der Wärme hier… Wer sollte das aushalten! Manche Wertpunktesammler fragen trotzdem noch, warum das alles? Einfache Antwort: Des Umsatzes und manche sagen sogar der Arbeitsplätze wegen.
Mein Gott…kapiert denn keiner unsere moderne Wirtschaft?
© Karl Wilhelm Goebel
Mittwoch, 2. Januar 2013

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