Samstag, 13. April 2013
Haben Rentner traumhaft viel freie Zeit?
Ja, aber natürlich, sagen die Meisten.
So lange sie jung sind, glaubt das die Mehrheit. Im laufenden Arbeitsprozess ist das sogar ein heimlicher Trost: Dorthin verschiebt der „Werktätige“ gerne das nicht gelebte Leben. Auf die lange Bank, in die Zeit nach der Verrentung. Später, ja, dann beginnen die goldenen Jahre. Ein paar Beispiele: Tagtäglich ganz lange ausschlafen. In Ruhe bis zum Mittag mit glücklichen Familien- oder Freundgesichtern frühstücken. Im Frühjahrsgarten in der Sonne dösen. Zahlreiche ungelesene Bücher konsumieren. (Allerdings: Tausende von Autoren basteln schon seit Jahrhunderten am Schreiben von Büchern… und bleiben allein vorauseilende Gewinner des fortwährenden, unbenannten Wettbewerbs!)
Auch immer wieder gern geträumt: Das geliebte Hobby zum Beruf zu machen…Ebenfalls ganz oft: Endlich eine Weltreise zu unternehmen. Vielleicht sogar mit dem eigenen Segelboot. Oder, wie der Soundso einen Weinberg kaufen…und mit ausdrucksvollem Gesicht den eigenen Wein qualifiziert verkosten…Die handverlesene Kostbarkeit nur an ausgesuchte Kenner verkaufen und damit eine weltbekannte Nobelmarke nach französischen Vorbildern kreieren. Okay. Genug. Eines steht fest: Es wird meistens alles doch, später, ein wenig zumindest, anders.
Das deutsche Statistische Bundesamt hat sich auf der Basis der Daten von 2001 der Sache angenommen, um Licht ins Dunkel zu bringen. Nur statistisch.
Ergebnis 1:
Überhaupt nicht überraschend ist die größte Auffälligkeit: Ein beschäftigter Arbeitnehmer arbeitet entgeltlich jeden Kalendertag im Durchschnitt 5 Stunden und 40 Minuten. (Ein Rentner dagegen fast 0. Kann sich jeder denken.)
Wir sagen: Ok, umgerechnet auf 5 Arbeitstage und Feiertage, Urlaub, „Krankfeiern“ mitberechnet, - es dürfte stimmen. Verglichen mit unseren Vorfahren, die jeden Tag 12 Stunden und mehr arbeiteten, aber sonntags, großzügig, für den Kirchgang beurlaubt wurden, ist die Gegenwart paradiesisch. Nur, warum sind die Fakten nicht so bekannt? Warum sprechen 35 – Stunden – Beschäftigte heute von permanenter Belastung, - Überforderung, - von Stress sogar?
Ergebnis 2:
Die Statistik birgt eine zweite Überraschung. Das ist die Gegenüberstellung von freiwilliger Arbeit, die unbezahlt ist: Rentner bringen es im Durchschnitt immerhin kalendertäglich auf 4,4 Stunden und kommen damit fast an die Zeitdimension heran, wie sie jeder Arbeitnehmer als bezahlte Arbeitszeit verkraftet. Nun fragt man sich, warum ein Rentner, der ja nicht arbeiten „muss“, dennoch so viele Stunden unentgeltlich tätig ist.
Das nährt die Ansicht, Arbeitsbeschäftigung ist für Menschen etwas äußerst Sinnvolles. Ach…?
Ergebnis 3:
Unser Durchschnittsrentner verbringt statistisch fast 5 Stunden kalendertäglich mit Hobby, Sport und Spielen und – erhöhen Sie bitte Ihre Aufmerksamkeit:. Medienkonsum, sprich Fernsehen!. Kaum am Computer. Und schon sind wir bei einem Hauptproblem in diesem Lebensabschnitt. Eine Knacknuss, selbst wenn man nicht 109 Jahre alt werden will, denn::
Bewegungsmangel macht sich breit… (Sportschau zu gucken rechnet wirklich nicht zum Sport betreiben.) Vom Schwitzen, das im höheren Alter häufiger vermieden wird, ganz zu schweigen…
Richtig wäre: „Sport und Spiel. Und zwar viel!" ©kwg Aber Achtung: Es gibt Sportarten, die sind nicht seniorengerecht. Ansonsten gilt: Bewegung in der freien Natur fördert Lebensfreude. Sagen Experten, die es wissen.
Und - haben Rentner nun viel zu viel freie Zeit? Nein, ganz sicher nicht. Fragen Sie mal einen, der in der Schlange vor der Lebensmittel- Kasse stehen muss oder einen, der mit seinem neuen Auto sich wieder mal über die „nicht richtig“ fahrenden Frauen ärgern musste. Oder über Radfahrer, die ganz offenkundig immer noch nicht wissen, wo sie hingehören. (Eigentlich auf die Fahr - bahn!)
Viele praktizierende Rentner und Innen wissen es: Rentner haben nicht mehr Zeit. Aber sie träumten - früher - davon… So bleibt es wohl…Und das ist vielleicht gut so.
Samstag, 13. April 2013 © Karl Wilhelm Goebel

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