Donnerstag, 7. März 2013
Gerechtes Manager – Salär ?
Die Boulevardpresse hat eine lebhafte Lust an der sensationellen Verkündung von möglichst ungeheuren Neuigkeiten.
Da passt es in die Welt der großbuchstabigen Lettern, wenn es dort heißt, der Manager x bekäme ein „Gehalt“ von z. B. dem Hundertfachen eines Arbeiters.
Dem Schnellleser wird suggeriert, der Manager beziehe Lohn oder Gehalt, wie einer der Sozialversicherungspflichtigen, Kündigungsgeschützten, Krankengeldanspruchsberechtigten, Altersversorgten, Essensgeldbezuschussten, Weihnachts- und Urlaubsgeldberechtigten, gesetzlich Mindestbeurlaubten , Betriebsratbetreuten, zur Anwesenheit, nicht zu Topleistung, nur zur mittelmäßigen, „üblichen“ Leistung innerhalb der „tariflichen“ Tages- und Wochentagsstundentaktzahl nach Arbeitsgerichtsrechtsprechung verpflichteten „Arbeitnehmer“.
Sie ahnen es schon: Mit alledem hat eine Top- Führungskraft absolut nichts am teuren und vielleicht eleganten Hut.

Eine echte Führungskraft steht zwar zu der Aktiengesellschaft oder der GmbH in einem „Dienstleistungsverhältnis“. Dessen Inhalt organisiert jedoch kein Arbeitsrecht und erst recht kein Tarifvertrag. Kaum etwas ist vorgeregelt, alles ist auszuhandeln. Meistens kommt es zu einem Dienstvertrag für „höhere Dienste“ (§§ 611 ff BGB) Die Formulierung von Dauer, Zweck, Unternehmensziel, operationale Schritte ohne Arbeits- und Urlaubszeiten – Vorgaben und was im Falle einer vorzeitigen Beendigung zu geschehen hat, das alles wird frei abgesprochen.
Nun ist es üblich geworden, dass vor allem unseriöse Medien gern unterschlagen, dass der Manager Millionenbeträge zwar fordern, aber sich selbst überhaupt nicht gewähren kann.
(Fordern können wir schließlich alle. Ob wir das große Geld auch bekämen...? Sicherlich nicht.)

Die Frage und die Antwort sind tatsächlich nahe liegend, warum wohl meistens sehr kluge Aufsichtsräte oder andere, nachdenkliche Persönlichkeiten mit dem „Manager - Gehalt“ und vielleicht sogar zusätzlich noch einem Bonus (plural: Boni...) einverstanden sind? Ja, warum wohl?
Weil die nicht ganz dicht im Kopf sind und die angesammelten Firmengelder vollblöd zum Fenster hinauswerfen?

Aber, nein. Im Gegenteil! Sie sind clever. Sie setzen Belohnungen aus, damit der neue Vorstand sich richtig ins Zeug schmeißt und am neuen Platz das verwirklicht, was er, meistens!, schon anderswo vollbracht hat....
Unser Manager sitzt in den häufigsten Fällen auf einem „Feuerstuhl“ mit kaum berechenbaren Zukünften. Die Aktionäre brauchen nämlich nur zu meinen, das, was der Manager über die vergangene Periode an Ergebnissen vorgelegt habe, reiche nicht aus, da müsse ein anderer ran...Und schon geht unser Kandidat ein letztes Mal zu seiner Dienstgarderobe, lässt den Dienstwagen stehen und hat nun genug Freizeit...

In solchen Fällen darf unser Maßanzug - Strahlemann seine Sachen im, klar doch, Viton - Nobelkarton zusammenpacken und für immer in seine Villa mitnehmen. Er wurde, wie bekanntlich in den USA verbreitet, gefeuert. Kündigungsschutz hat er nicht. Von all seinem Unglück weiß zu allem Überfluss die ganze Welt…Peinlich, peinlich manchmal.

Die hinter dem Ganzen stehende, gedankliche Juristentakelage hat Vieles von einem Werkvertrag i. Sinne der Vorschriften nach §§ 631 ff. BGB, wonach ein bestimmter ERFOLG geschuldet und erwartet wird. Und wenn der ausbleibt..., dann war es das!
„Stütze“ oder Hartz IV wird es für den ausgeschiedenen „Verantwortungsträger“ nicht geben, weil unser Mann solche Ansprüche überhaupt nicht erworben hat. Er war, ach, schließlich überhaupt kein Arbeitnehmer!
Was war er dann?
Feinzwirnträger, Kommunikationsheld, Dateninterpret, Deuter von Körpersignalen, Abstandswahrer, Zuhörer, Fragekünstler, Feedbackgeber, Konfliktvermeider, Vieltelefonierer und Optimismus – Verbreiter, aber niemals ein Christoph Kolumbus und erst recht kein genialer Erfinder oder mutiger Unternehmer, der etwas wagte mit wirklich neuen Ideen, sondern ein linearer, also konservativer „Weitermacher“. Im Grunde so ein Mensch wie Du und ich, nur mit dem Profil, für einen „Erfolge - Macher“ gehalten worden zu sein. Das genügt in der Gegenwelt mit dem kleinen, feinen, aber einschneidenden Klassenunterschied:
Die da oben, wir (nur) da unten…
Kopf hoch!

Donnerstag, 7. März 2013
(c) Karl Wilhelm Goebel

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