Montag, 14. Januar 2013
Talente! Keine Pseudo – „Super“ – Talente für Pille- palle
Den wissenschaftlichen Beweis können wir nicht antreten, wenn nachfolgend behauptet wird, dass alle Menschen über eine oder mehrere Fähigkeiten verfügen, die sich signifikant zeigen können, wenn nach ihnen sinnvoll in jungen Jahren gefahndet wird. Aber bitte nicht über unechte Casting-Shows...
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Talentsuche geschieht seit alters her intensiv von Eltern, die so vorgehen, wie Tiere bestimmter Gattungen: Die Adlereltern suchen beim Nachwuchs in den Lüften die Fähigkeit des Spähens und Stürzens. Hasenmütter möchten gerne, dass ihr Nachwuchs unauffällig bleibt, flitzen und Haken schlagen kann, während die Schlange erwartet, dass die Jungschlange sich kraftvoll und elegant zu bewegen weiß.
Hirschböcke sollen röhren und kämpfen. Allen gemeinsam ist, dass die Elternpaare immer nach dem suchen, was in ihrer Art, bei ihnen individuell als genetisches Programm prädisponiert ist und allein deswegen besonders geschätzt wird. Der faule Nachwuchs heute möchte allerdings gerne ohne Studium, ohne 10.000 Übungsstunden auf Bühnen unter Beifall „trällern“...Oh. Wie naiv.

Die außergewöhnliche Fähigkeit eines Albert Einstein wurde erst extrem spät offenkundig. Niemand hatte bei ihm nach der speziellen Begabung, seiner wirklichen Fähigkeit, gesucht. Er wurde durch zufällige Fügungen quasi „auf sich selbst“ aufmerksam.
Ein Schachspieler fällt überhaupt nur auf, wenn er folgende Bedingungen erfüllt: 1. Er muss das Spiel wo und wie immer für sich entdecken. 2. muss er Freude daran finden, sich dem Lernprozess stellen und alsdann hingebungsvoll üben. 3. sollte er genügend Ehrgeiz entfalten und der relevanten Gemeinschaft durch Siege auffallen. Sonst wird er niemals international...
Ein Tennistalent wie Boris Becker wurde als Kind von seinem gesellschaftlichen Umfeld auf den roten Sand gelockt oder mehr oder weniger gezwungen und entwickelte dort schon früh gewisse spielerische Fertigkeiten, die bemerkt wurden und zu früher Förderung führten.
Ein Wolfgang Amadeus Mozart wäre kein beachteter Dieter - Bohlen – Sänger geworden, weil sein Vater ihn niemals auf ein derart banales Talent hin überprüft hätte. Von den Malern Tischbein wird berichtet, dass sie über Generationen die Maler - Fähigkeiten aufwiesen. Wir können heute mit Gewissheit sagen, dass der elterliche Fokus bei der Talentsuche vollständig zielgerichtet war.
Ist der Vater gar ein berühmter Bogenschütze, probiert der Sohn irgendwann die Scheibe zu treffen. Ein Radrennfahrer lenkt den Nachwuchs zur Tour de France. In Deutschland sind so viele Väter bemüht, ihren Söhnen und neuerdings sogar manchen Töchtern das Fußballspiel nahe zu bringen, dass kaum ein Talent unbemerkt bleiben dürfte. Ein mallorquinischer Junge probierte in früheren Zeiten wahrscheinlich das, was Väter vormachten: Den im ganzen Mittelmeerraum berühmten und gefährlichen Steinschleuderwurf. Und eine Kickboxerin, die dazu noch Ärztin ist, prüft in unserer Zeit ihren Nachwuchs ziemlich sicher auf wenigstens zwei Talente.

Viele Scouts, Gruppen, Vereine oder Verbände machen es sich mit der Nachwuchssuche viel zu leicht, indem sie nicht systematisch nach dem Menschen mit dem Merkmal eines bestimmten Talents fahnden (M tal) sondern die Suche erst nach einer (unsystemischen) Filterung beginnen, indem sie (nur) fragen, wo ein Talent bereits aufgefallen ist...Das ist für eine echte Talentsuche der falsche Weg.
Denn die Wahl findet nur unter jenen „M“ statt, die bereits das Glück hatten, dass ihr besonderes Merkmal „x tal“ bereits erkannt und erfasst werden konnte. Richtig und erfolgreich wäre sie nur, wenn rücksichtslos wirklich alle jungen „M“ auf ihr Talent hin (tal) speziell möglichst früh überprüft würden. Es nützt nämlich nichts, wenn man ein Fußballtalent ans Klavier setzt, einen Langstreckenläufer zum Kegeln anregt, einen Schreiber mit Mathe quält. Oder sich darauf verlässt, dass die richtigen Talente bereits in der richtigen Förderschmiede sitzen. Das wäre reiner Zufall.
Darum ist es so wichtig, dass die sog. Bildungsfernen, übersetzt als Aktivitätsfernen, in unserem Lande zunächst herangeführt werden. An was auch immer. (Nur nicht an eine Show „Supertalent“...)
Unter eine Millionen ist vielleicht ein einziges echtes Talent. D. h. in diesem Falle: Mit 999.999 geprüften Nichttalenten muss die Gesellschaft alsdann allerdings klar kommen.
Der Einzelne hat damit kein Problem, weil er flexibel ein anderes seiner Talente zur Wirksamkeit kommen lässt. Jeder hat genug davon. Fragen sie mal nach dem menschlichen Gen-Pool...Aber bitte nicht einen „King of Pop“ aus Tötensen...
(tal = Talent)
Montag, 14. Januar 2013 © Karl Wilhelm Goebel

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