Montag, 6. Juli 2015
Grimmiges Griechenmärchen
Es war einmal in gar nicht ferner Zeit eine Insel im alten Land der Griechen: Auf der lebte eine sehr arme Familie mit ihren sieben Kindern. Sie hatten Milch von Schafen und Ziegen und gelegentlich auch Fische, aus den sie umgebenden Meeren als Nahrung. So wie Gott ihnen das zugedacht hatte. Sie lebten seit langen Zeiten zufrieden in ihren weiß gestrichenen Häusern am blauen Meer.

Wegen der dort herrschenden Idylle kamen Touristen aus fernen Ländern. Die sagten ihnen, bei uns herrscht Wohlstand. Wir haben „Fabriken“, die produzieren pausenlos allerhand Sachen. Und arbeiten müssen wir deshalb auch nicht viel. Das Zauberwort hieß: Konsum.

Eines Tages kam ein Politiker und fragte verführerisch, wollt ihr nicht auch ein besseres Leben führen? Sie sagten, nein, sie brüllten es: „Ja“.

Von nun an kriegten sie bedruckte, bunte, Zettel und zahlreiche Metallstücke. Sie konnten, wie im Schlaraffenland, in der ganzen Welt alles bestellen, alles haben.

So lebten sie viele Jahre. Bis dann eines Tages aus einer fernen Stadt, „Brüssel“ genannt, eine missgünstige Botschaft kam: Sie sollten die Papiere und Metallstücke gefälligst zurückgeben. Da schreckten sie zusammen, denn diese Regel hatte ihnen kein Politiker gesteckt…
Familienvater und Mutter fragten – selbstverständlich total demokratisch - sofort ihre sieben Kinder: „Wollt ihr künftig sparen, verzichten und die „Kredite“, wie das monopoliartige Wundermittel auf einmal genannt wurde, zurückgeben?“

Die Mehrheit der Kinder sagte prompt am Sonntag, den 5. Juli, „nein“ zu einem derart dummen Plan: „Sparen“…Also, geht’s noch?“ So lauteten auch die überwiegenden Meinungen auf dem Markt. Nein.

Der Familienvater faxte das überzeugende Abstimmungsergebnis sofort den widerlichen Spielverderbern im fernen Land der Belgier. Und die waren entsetzt.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann verleihen sie noch heute.

© Karl Wilhelm Goebel

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