Montag, 22. Juni 2015
Frauen, Mädchen, Bulimie, Magersucht?
Schon lange sind gewisse Medien voll von „hilfreichen“ Anleitungen, wie vor allem Frauen dem Schlankheitsbild der Konfektionsgröße 34 näher kommen. Und das, obwohl viele Frauen genetisch nicht aus der Vererberlinie von Rehen abstammen, was jedermann am Skelett ablesen kann.

Andererseits folgt die weibliche, überwiegend junge, Leser-, Hörer- oder Seherschar ihrem thematisierten Idol zur „Heidi-Klumisierung“. Die sieht so aus, dass ein junges Mädchen keine Leistung erbringt, sondern nur wenig, manchmal immer weniger isst. Dann, so scheint es, steht ihr die Welt offen.

Komischer Weise ähneln die weiblichen Körper in der Leichtathletik, Abt. Laufen, auf kurzen und langen Strecken einer Kreuzung aus Sportlerinnen mit den rennenden „Gehstegfiguren“, nur ohne oder mit weniger Make up. (!)

Warum eigentlich macht niemand den Versuch eines Vergleiches zwischen (nur beispielhaft) acht internationalen 1.500 m – Läuferinnen und acht Lauf-, nein Gehweg-Gazellen aus dem Modell-Lager?
Oder hat die Presse Angst, dass ihr aufgewärmtes Thema zusammenbricht, weil jede dieser Sportlerinnen von der Figur her den Lauf- , nein, den Gehsteg ebenfalls attraktiv und professionell beleben könnte?
Die (schöne und beseelte) Philosophin Lisa Schmalzried, sie habilitiert derzeit an der Uni Luzern, bringt es auf den Punkt, wenn sie Schönheit zwar ästhetisch zu definieren erlaubt, diese aber festmacht an einer Beseelung des Körpers, vor allem des Gesichts. Wo nur Messergebnisse abbilden, da reden wir von Gegenständen, von unbelebter Materie.
Sind die Heidi-Klum-girlies unbelebt? Oder machten gerade die besonders belebten Models eine Metamorphose zum besonders beliebten Gehsteg-Vorbild durch? Ich denke da z. B. gerne an eine Lena Gerke…
Merke: In einer Wohlstandsgesellschaft ist der Hunger weitgehend besiegt. Nur in der Armut begleitet von Hunger, hielten sich „fette“ Frauen als „Demo“ für Wohlstand. Bei uns sind Gesundheit und Leistungsfähigkeit gefragt. Die repräsentieren u. a. schlanke Leichtathletinnen, die überwiegend in schlank geschnittene Textilien passen.
Eine Frage noch: Kann es sein, dass sich manche Frauen selbst als eine Art von „Ware“ definieren?
© Karl Wilhelm Goebel

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