Freitag, 19. September 2014
Konsumfreuden der allerfeinsten Art
erwarten im dekadenten Europa und, wie man früher sagte: „ In Übersee“, jene Mitbürger, deren Einkommen das gewöhnliche Auskommen um Längen schlägt.

Sie haben sich im fortentwickelten Kapitalismus angewöhnt, in einer Konsumwelt zu leben, in der es nicht darum geht, eine Hose, ein T-Shirt, zu besitzen, sondern welche “Markierung“ es trägt, nicht ein Sofa zu haben, sondern von welchem Designer es entworfen wurde, nicht ein Auto sein eigen zu nennen, sondern von welchem besonders teurem Hersteller der „edle“ Gebrauchsgegenstand daherkommt. Doch damit nicht genug. Weiträumig gilt das heute auch für Verbrauchssachen.

Ihnen ist ein amüsanter Essay in der ZEIT gewidmet. Der bestechliche Titel: „Die Besserbürger“. Hier der Link.

http://www.zeit.de/zeit-magazin/2014/39/design-stil-geschmack

Wenn Sie den einfachen Link nicht nutzen wollen, weil sie anspruchsvoll für ein haptisches Erleben in einem Erlebnis-Shop sind, dann merken Sie sich bitte:

ZEIT-magazin, darin ist der Essay stilvoll eingehüllt...

Um jedoch ein(e) Fachmann/frau für wirklich vornehmen Konsum zu werden, ist unbedingt als Pflichtlektüre wieder angesagt:

Prof. Thorstein Veblen: „Theorie der feinen Leute“. Der Autor hatte es bereits 1899 in den USA veröffentlicht. Es brauchte dann doch bis 1958 um auf Deutsch zu erscheinen. Heute ist es verbreitet (leider?) nur als Taschenbuch bei Fischer. Und zwar trotz des phänomenalen Inhalts schon für 11.95 € zu erstehen, wenn man es noch findet. . Da erfährt man wirklich alles über den Demonstrativkonsum, über den „stellvertretenden Konsum“ von Gattinnen und andere Feinheiten, die den gesättigten Menschen glücklich machen.

Scharen aus einer ganz anderen Welt sind als antonyme Konsumenten bei primark unterwegs. Sie werden von weitem an prallvollen Tüten aus braunem Altpapier erkannt. Soziologen würden sie einstufen als jung, unbekümmert, mit einem Einkommen, das in jedem Zeitraum dringend auf dessen Ende wartet. Bei ihnen ist der Monat oft länger als das Geld reicht.

Beide Konsumenten - Gruppen, und das fasziniert die Wissenschaftler, leben selbstzufrieden in ihrer abgeschotteten Welt. Beide Seiten vereint eine schlimme Krankheit: Kaufrausch. Die beinharte Begleitung im Kapitalismus.

© Karl Wilhelm Goebel

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